Wie UNESCO-Welterbestätten restauriert und erh alten werden

2024 Autor: Cyrus Reynolds | [email protected]. Zuletzt bearbeitet: 2024-02-02 06:53

Wir widmen unsere November-Features der Kunst und Kultur. Da Kulturinstitutionen auf der ganzen Welt in vollem Gange sind, waren wir noch nie so aufgeregt, die wunderschönen Bibliotheken, neuesten Museen und aufregenden Ausstellungen der Welt zu erkunden. Lesen Sie weiter für inspirierende Geschichten über die Zusammenarbeit von Künstlern, die Reiseausrüstung neu definieren, die komplizierte Beziehung zwischen Städten und spontaner Kunst, wie die historischsten Stätten der Welt ihre Schönheit bewahren, und ein Interview mit dem Mixed-Media-Künstler Guy Stanley Philoche.

Es gibt keine größere Ehre für eine Kultur- oder Naturstätte, als in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen zu werden. Seit 1972 vergibt die Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) die prestigeträchtige Auszeichnung an Objekte auf der ganzen Welt, die einen „herausragenden universellen Wert“für die Menschheit haben, sei es eine monumentale Ingenieursleistung wie die vielen Pyramiden Ägyptens oder eine atemberaubende Natur Schönheit, wie sie im Grand Canyon zu finden ist.

Der Vorteil der Unterscheidung ist einfach. Verdienen Sie den UNESCO-Welterbestatus, und das öffentliche Bewusstsein für ein Reiseziel (Übersetzung: Tourismuszahlen und -dollar) wird steigen. Aber vielleicht noch wichtiger, Inschrift auf derDie Liste erfordert, dass sich sowohl lokale als auch internationale Leitungsgremien dazu verpflichten, einen Ort unter anderem angesichts des Klimawandels, des Krieges und des übermäßigen Tourismus zu erh alten.

UNESCO-Welterbestatus ist nicht dauerhaft, und wenn sich die Qualität einer Stätte verschlechtert, kann ihr die Ernennung entzogen werden – so geschah es diesen Sommer mit der britischen Stadt Liverpool. Bei einem jährlichen Treffen hat ein UNESCO-Komitee Liverpool von der Liste des Weltkulturerbes gestrichen, „aufgrund des irreversiblen Verlusts von Attributen, die den herausragenden universellen Wert des Gutes vermitteln“. Laut UNESCO-Gutachtern haben neue Entwicklungen das wichtigste Merkmal der Seestadt, das historische Hafenviertel, ruiniert.

Eine solche Herabstufung geschieht nicht über Nacht. Die UNESCO setzt gefährdete Stätten erstmals auf ihre Liste des gefährdeten Kulturerbes – Liverpool wurde 2012 hinzugefügt – was den Interessenvertretern der Stätten signalisiert, dass dringend Maßnahmen zu ihrem Schutz ergriffen werden müssen. Derzeit befinden sich 52 Stätten auf der Liste, darunter das Great Barrier Reef in Australien und die Stadt Palmyra in Syrien.

Aber für diese Eigenschaften ist noch nicht alle Hoffnung verloren. Bisher wurde nur drei ehemaligen Welterbestätten der Status entzogen. Weit mehr wurden aufgrund erfolgreicher Konservierung von der Gefahrenliste gestrichen.

Es gibt keine größere Ehre für eine Kultur- oder Naturstätte als die Aufnahme in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes

Nehmen Sie zum Beispiel die Altstadt von Dubrovnik. Die „Perle der Adria“wurde 1979 wegen ihrer beeindruckenden mittel alterlichen Architektur, einschließlich ihrer berühmten, in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommenMauer, erbaut zwischen dem 12. und 17. Jahrhundert. Aber 1991 wurde es bei der Belagerung von Dubrovnik während des kroatischen Unabhängigkeitskrieges bombardiert; mehr als 600 Artilleriegeschosse beschädigten etwa 56 Prozent der Gebäude in der Altstadt, und mehr als 200 Menschen starben.

UNESCO setzte Dubrovnik prompt auf die Liste des gefährdeten Weltkulturerbes, und die Restaurierungsarbeiten begannen sofort – sogar während der siebenmonatigen Belagerung. „Nach jedem Beschuss machten sich die Anwohner mit Hilfe des Instituts für den Schutz von Kulturdenkmälern und des Instituts für die Rehabilitation von Dubrovnik an die Arbeit, um Reparaturen durchzuführen. Streifen waren zerstört worden. Wenn möglich, wurden Fliesen vorübergehend ersetzt , heißt es in einem Artikel aus dem Jahr 1994, der im George Wright Forum, einer Zeitschrift über Parks, Schutzgebiete und Kulturstätten, veröffentlicht wurde. Aber die dauerhafte Wiederherstellung der Stadt dauerte Jahre.

Kroatische Gruppen arbeiteten mit der UNESCO, dem International Council on Monuments and Sites (ICOMOS) und dem International Centre for the Study of the Preservation and Restoration of Cultural Property (ICCROM) zusammen, um eine Strategie für die Restaurierung zu entwickeln, die Folgendes beinh altete Einrichtung von Schulungsprogrammen zur Ausbildung von Restauratoren in historischen Bau- und Dekorationsmethoden, von der Steinmetzarbeit bis zur Malerei.

Es überrascht nicht, dass solche groß angelegten Restaurierungen umfangreiche finanzielle und technische Ressourcen erfordern. Obwohl die UNESCO über ein kleines Budget verfügt, um zu solchen Projekten beizutragen, liegt die Hauptlast beim Managereines Standorts, sei es eine private Organisation oder die lokale oder nationale Regierung - oder am typischsten eine Kombination aus allen dreien. Im Fall von Dubrovnik steuerte die kroatische Regierung in den zehn Jahren nach der Belagerung jährlich etwa 2 Millionen US-Dollar zu Restaurierungsarbeiten bei. Die UNESCO stellte eine einmalige Spende in Höhe von 300.000 US-Dollar bereit, während sich Dutzende anderer Organisationen ebenfalls an der Spendensammlung für die Sache beteiligten.

Häufig kommen auch internationale Beiträge ins Spiel. Nachdem der Angkor Archaeological Park in Kambodscha 1992 in die Liste des gefährdeten Welterbes aufgenommen wurde (wegen illegaler Ausgrabungen, Plünderungen und Landminen), gründete Japan das Japanese Government Team for Safeguarding Angkor (JSA), um Restaurierungsprojekte zu überwachen. Bis 2017 hatte Japan mehr als 26 Millionen US-Dollar in vier Projekte investiert und 800 Experten über 23 Jahre an den Standort geschickt. Der World Monuments Fund, eine private internationale gemeinnützige Organisation, ist seit 1991 in Angkor vertreten und hat das Zentrum für Khmer-Studien, eine Forschungs- und Ausbildungseinrichtung für Naturschutz, gegründet.

Aufgrund ihrer umfangreichen Erh altungsprojekte wurden sowohl Dubrovnik als auch Angkor 1998 bzw. 2004 von der Liste des gefährdeten Weltkulturerbes gestrichen. Aber das bedeutet nicht, dass die Erh altung abgeschlossen ist – beide Stätten werden kontinuierlich restauriert. Und tatsächlich müssen sie sich jetzt mit einer weiteren Bedrohung auseinandersetzen: Overtourism.

Während der Tourismus für die finanzielle Gesundheit vieler Welterbestätten von entscheidender Bedeutung ist, insbesondere wenn es um die Finanzierung gehtBei kontinuierlichen Restaurierungsprojekten kann es problematisch werden, wenn es nicht in Schach geh alten wird. Die Altstadt von Dubrovnik wurde bekanntermaßen von bis zu 10.000 Kreuzfahrttouristen heimgesucht, die die Stadt an einem einzigen Tag überschwemmten, von denen viele von ihrem Status als Drehort für „Game of Thrones“angezogen wurden. In Bezug auf die Infrastruktur konnte Dubrovnik diese Zahlen nicht bewältigen, und die Qualität eines Besuchs in der Stadt wurde beeinträchtigt, was die UNESCO dazu veranlasste, den Stadtbeamten zu raten, den Passagierverkehr für Kreuzfahrtschiffe einzuschränken. Im Jahr 2019 begrenzte der Bürgermeister von Dubrovnik die Zahl der Schiffe, die gleichzeitig anlegten, auf nur zwei mit nicht mehr als 5.000 Passagieren.

Auch Angkor hat mit Überfüllung zu kämpfen, aber im Gegensatz zu Dubrovnik gibt es noch keine Tourismusobergrenzen. (Der Standort hatte eine pandemiebedingte Atempause – Kambodscha ist derzeit für internationale Besucher geschlossen, obwohl eine schrittweise Wiedereröffnung Ende November beginnt.) Die UNESCO beobachtet genau. Eine Analyse des Erh altungszustands aus dem Jahr 2021 ergab, dass Managementsysteme eine Bedrohung für Angkor darstellen, ebenso wie unkontrollierte Stadterweiterungen.

Der Erh alt des UNESCO-Welterbestatus ist zwar zweifellos eine Ehre für ein Reiseziel, stellt aber auch eine Verpflichtung zur Restaurierung und Erh altung auf lokaler und globaler Ebene sicher. Und angesichts der Herausforderungen, die die wertvollsten Kultur- und Naturgüter der Welt bedrohen, war das noch nie so wichtig.